Die Zukunftswerkstatt des Netzwerks Quality Audit am 21. September 2018 an der Universität Potsdam widmete sich der Reflexion der bisherigen Zusammenarbeit und der Frage der inhaltlichen und methodischen Weiterentwicklung des Netzwerks.
In Arbeitsgruppen bestehend aus Hochschulleitungen, QM-Mitarbeitenden und Studierenden, wurden bestehende Vorgehensweisen, Themen, Methoden und erzielte Erfolge reflektiert, die anschließend im Plenum vorgestellt wurden. Dies diente als Grundlage einer gemeinsamen Position zur zukünftigen Zusammenarbeit im Netzwerk. Des Weiteren wurden gemeinsame Zukunftsthemen definiert und neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit diskutiert.

„Lehre ist eine Praxis, die nicht nur ein soziales Feld reproduziert, sondern auch den Habitus, der daran beteiligten Personen prägt.“ Mit dieser These eröffnete Prof. Dr. Anna Henkel in ihrer Keynote den Workshop des Verbundprojekts Quality Audit am 7./8. Juni 2018 im Forum des Zentralgebäudes. Danach diskutierten die etwa 60 Teilnehmenden aus den neun Verbundhochschulen und der Leuphana über den Prozess zur Entstehung, den Inhalt und den Transfer einer Lehrstrategie in die Praxis.

Mit einer Lehrstrategie will die Leuphana das in der Hochschulentwicklungsplanung skizzierte Lehrprofil auf Basis des Studienmodells sowie gemäß der Liberal Education-Idee konkretisieren und eine zentrale Anforderung des Staatsvertrags zur Akkreditierung für die System-Reakkreditierung 2020 erfüllen.

Der Benchlearning-Workshop lebte von den Erfahrungen ähnlicher Vorhaben bei den Projektpartnern und deren kritischer Reflexion. Diese Impulse griffen die Vertreter/inn/en aus dem Präsidium, Fakultäten, Schools sowie Lehrende und Studierende auf und entwickelten auf der Basis der Diskussion und des aktuellen Stands an der Leuphana Vorschläge für die (Weiter-)Entwicklung einer Lehrstrategie unserer Universität.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden ausgewertet und in verschiedenen Gremien weiter diskutiert. Sie fließen unter anderem in den Antrag zum Genius Loci Preis für Lehrexzellenz ein, für den die Leuphana nach 2017 auch in diesem Jahr zum zweiten Mal nominiert ist. Anfang 2019 lädt die Leuphana ihre Critical Friends aus dem Quality Audit Verbundprojekt erneut ein, um über den eingeschlagenen Weg und den Umsetzungsstand zu berichten.

Anna Henkel schloss ihre Keynote mit einem Zitat der kommissarischen AStA-Sprecherin Linda Macfalda: „Der Prozess, wie über Bildung an Universitäten gesprochen und entschieden wird, ist Teil eben dieser Bildung. Wenn der Dialog als Prozess gut gestaltet ist, können alle Beteiligten sicher nicht nur viel voneinander lernen, sondern auch viel Gutes schaffen, erhalten und gestalten“.

Barbara Michalk (HRK) hob in ihrem Vortrag zu den Standards and Guidelines for Quality Assurance in the European Higher Education Area (ESG) die Bedeutung der studentischen Interessen bei der Ausgestaltung des Qualitätsmanagements hervor. Mehrere Partneruniversitäten präsentierten, wie sie in ihren Hochschulen mit Studierenden zusammenarbeiten. In Arbeitsgruppen diskutierten Studierende, QM-Mitarbeiter/innen und Hochschulleitungen wie die Einbeziehung von Studierenden ins Qualitätsmanagements sowie ins Netzwerk Quality Audit gelingen kann.

Im Einführungsvortrag befasste sich Richard König (DZHW) mit den Ursachen von Studienabbrüchen. In Arbeitsgruppen wurden die Definition von Studienabbruch im Kontext der Hochschulsteuerung, die Erfassung und Analyse von Studienabbrüchen sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Studienabbrüchen diskutiert. Den Abschluss bildete eine Podiumsdiskussion mit Studierenden zur Frage „Was ist Studienerfolg?“

Mit der eigenverantwortlichen, internen Qualitätssicherung versprechen sich Hochschulen mehr Autonomie. Gleichzeitig tragen sie ein höheres Maß an Verantwortung und müssen sicherstellen, dass ihre Systeme und Aktivitäten einem unabhängigen und „kritischen Blick“ unterzogen werden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Bedeutung Hochschulen in Netzwerken als externe Reflexionspartner haben können. Können (und sollen) wechselseitige Evaluationsverfahren die externe Qualitätssicherung besser erfüllen als Agenturen? Das Netzwerk Quality Audit lud dazu ein, gemeinsam mit Vertreter/inne/n von Akkreditierungsagenturen und Hochschulen diese Frage zu erörtern.

 Mitwirkende:

  • Judith Braun, Geschäftsführung des Netzwerks Quality Audit mit Sitz an der Leuphana Universität Lüneburg
  • Gisa Heuser, Leiterin der Stabsstelle Qualitätsentwicklung und Akkreditierung an der Leuphana Universität Lüneburg, Projektleiterin Netzwerk Quality Audit
  • Frank Niedermeier, Referent im Netzwerk Quality Audit, stellv. Leiter des Bereichs Hochschulstudien, Zentrum für Qualitätsentwicklung in Lehre und Studium, Universität Potsdam
  • Thomas Reil, ehemaliger Geschäftsführer der Akkreditierungsagentur ACQUIN
  • Anke Rigbers, Stiftungsvorstand der Evaluationsagentur Baden-Württemberg (evalag)
  • Britta Scheideler, Kooperationspartnerin im Netzwerk Audit, Dezernat Hochschulentwicklungsplanung, Universität Osnabrück
  • Dr. Uwe Schmidt, Leiter des Zentrums für Qualitätsentwicklung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, hat ein „Kollegiales Audit“ konzipiert
  • Dr. Lothar Zechlin, Gründungsrektor der Universität Duisburg-Essen und Professor für Öffentliches Recht i.R.

Zum Ablauf:

Moderation: Gisa Heuser (Leuphana Universität Lüneburg)

1. Vortrag: Das Akkreditierungswesen und seine Entwicklung

  • Thomas Reil (ehemaliger Geschäftsführer von ACQUIN)

Vor dem Hintergrund der Entwicklungen des Hochschulsystems (Deregulierung, Internationalisierung, Bologna-Prozess) wird die Enwicklung des Akkreditierungswesens dargestellt und mit Blick auf den im Dezember 2016 verabschiedeten Entwurf des Akkreditierungsstaatsvertrages stellte der Referent dar, in welche Richtung sich das Akkreditierungswesen entwickeln wird und welche Anforderungen an alternative Formen der externen Qualitätssicherung gestellt werden.

2. Vortrag: Critical Friend-Approach – Umsetzung im Hochschulnetzwerk

  • Judith Braun (Leuphana Universität Lüneburg)
  • Frank Niedermeier (Universität Potsdam)

Die Referent/inn/en präsentierten die Zielsetzung des Netzwerks Quality Audit und in welcher Form der Critical Friend-Approach sowie die im Rahmen eines QPL-Projekts entwickelten Beratungs-, Benchlearning- und Auditierungs-Verfahren umgesetzt werden. Sie stellten dar, für welche Situationen sich diese Verfahren eignen, wo die Stolpersteine liegen und auf was – aus ihrer Erfahrung – bei der Zusammenarbeit in Hochschulnetzwerken geachtet werden sollte.

 

3. Podiumsdiskussion: Potenziale und Grenzen der externen Qualitätssicherung in Hochschulnetzwerken

Podiumsteilnehmer/innen:

  • Anke Rigbers (evalag)
  • Britta Scheideler (Universität Osnabrück)
  • Dr. Uwe Schmidt (Universität Mainz)
  • Dr. Lothar Zechlin (Universität Duisburg-Essen)

 

 

Das Audit der Universität Osnabrück knüpfte an den Benchlearning-Workshop in der ersten Förderphase im Herbst 2015 zu den Themen „Qualifikations- und Qualitätsziele (Q-Ziele)“ und „QM-Konzept Studierendenberatung“ an. Im Audit ging es um die Reflexion der in der Zwischenzeit entwickelten Schritte und Maßnahmen. In Arbeitsgruppen wurden Fragen der Implementierung wie auch der nachhaltigen Sicherung des bereits Erreichten diskutiert.

In: Michaela Fuhrmann, Dr. Jürgen Güdler, Prof. Dr. Jürgen Kohler, Prof. Dr. Philipp Pohlenz, Prof. Dr. Uwe Schmidt (Hrsg.): Handbuch Qualität in Studium und Lehre (HQSL 3 61 17 07), S. 1-24. 2017

Beim Audit an der Universität Siegen befragten die Auditor/inn/en in mehreren Gesprächsrunden Mitglieder des Rektorats, der Dekanate und der Dezernate, die Qualitätskoordinator/inn/en, Studierende sowie Mitarbeiter/innen des Qualitätszentrums Siegen (QZS) zum Aufbau des Qualitätsmanagementsystems sowie zur Zukunftsfähigkeit des Qualitätszentrums. Die Ergebnisse wurden in einem Bericht festgehalten. Die Universität bekam hilfreiche Impulse für die stärkere Verankerung ihres Qualitätsmanagementsystems in der Organisation.

 

Mit dem im März 2017 unterzeichneten „Akkreditierungsstaatsvertrag“ wurde eine neue rechtliche Grundlage für die Restrukturierung des Akkreditierungswesens in Deutschland geschaffen. Beim Workshop reflektierten die Teilnehmer/innen die Implikationen des Staatsvertrags für das Hochschulwesen wie auch für das Vorhaben des Netzwerks Quality Audit. Einigkeit bestand darüber, dass die Lernformate des Projekts als ergänzende Verfahren zum Akkreditierungswesen zu betrachten seien und in erster Linie der Qualitätsentwicklung dienen sollten. Als Möglichkeit der Verknüpfung wurden verschiedene Varianten der Nutzung der Lernformate als Teil der Zwischenevaluation vorgestellt. Die Referenten Prof. Dr. Uwe Schmidt (JG Universität Mainz) und Prof. Dr. Thomas Mannel (Universität Siegen) präsentierten die Projekte „Kollegiales Audit“ und „European Quality Audit“, die als alternative Formen der Qualitätssicherung und -entwicklung im Rahmen der sog. Experimentierklausel praktiziert werden.

Wie viel Standardisierung braucht eine Universität? Wie werden die Aufgaben zwischen zentralen und dezentralen Akteuren verteilt? Diese Fragen der Hochschulorganisation stellten sich für die Universität des Saarlandes konkret in der Organisation ihres Studierendenservice. Mit dem Fokus auf die konkreten Themen „Masterzugang“ und „Semesterplanung“ tauschten die Partneruniversitäten unterschiedliche Praxisbeispiele aus und diskutierten die Gelingensbedingungen von Veränderungsprozessen in Hochschulen. Die Referentin Prof. Dr. Franziska Perels (Universität des Saarlandes) bettete in ihrem Vortrag die Strukturdiskussion in den Kontext organisationaler Lernprozesse ein.

Die Universität des Saarlandes nutzte den Workshop als Teil ihrer Zwischenevaluation im Verfahren der Systemakkreditierung.